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Das Inventur-Plus

wird das auch dieses Jahr die große Überraschung?

Ich meine damit nicht die üblichen Inventurdifferenzen, die durch Aufnahme- oder Buchungsfehler seit der letzten Inventur entstanden sind. Gemeint ist der große Minus-Bestand mit dem ein bis dahin nicht sichtbarer Ertrag dokumentiert werden soll.

Das Inventur-Plus entsteht, wenn die Inventur-Aufnahme in einer vom Handelsgeschäft abweichenden Mengeneinheit durchgeführt, beide Mengeneinheiten in der Bestandsführung verwaltet und dabei eine der Mengen theoretisch ermittelt wird. Stahl z. B. wird nach Gewicht gehandelt, im Lagerbestand aber auch nach Art, Stück und Länge geführt.

Beispiel:

Bestellt und in das Lager gelegt werden zwanzig Stück, je zwölf Meter lang, mit einer vorgegebene Abmessungstoleranz. Bei fallenden Stahlpreisen wird kein Werk die Abmessungstoleranz nach unten für sich nützen, sondern zugunsten des Kunden überliefern. Für die Bestandsführung wird das (theoretische) Gesamtgewicht aus der bestellten Länge (12,00 mtr.) ermittelt. Erst für den Verkauf wird die exakte Länge gemessen (z.B. 12,10 mtr.) und daraus das Verkaufsgewicht errechnet. Der Lagerbestand in Stück (Inventurbestand) steht danach auf 0. Das Gesamtgewicht des Inventurbestandes hängt von den Möglichkeiten und der Parametrisierung des verwaltenden Systems ab.

Wird jeweils das Gewicht für 12,10 mtr. aus dem Lagerbestand genommen, läuft das Gesamtgewicht des Inventurbestandes mit zwanzig mal 0,10 mtr. ins Minus. Dieses Inventur-Plus wird am Ende des Geschäftsjahres ausgebucht und oft als außerordentlicher Ertrag gesehen. Und das obwohl in der GuV der gesamte Einkauf (20 X 12,00mtr.) bereits dem gesamten Verkauf (20 X 12,10 mtr.) gegenüber steht. Zudem erschwert das über das Jahr stetig wachsende Inventur-Plus die Arbeit mit den Bestands- und Verbrauchszahlen.

Idealerweise werden die zwölf Meter die im Lager liegen auch entnommen. Das Gewicht aus den 0,10 mtr. Überlängen erhöht nur den Nutzen des Verkaufsauftrages. Damit steht auch das Gesamtgewicht des Inventurbestandes auf 0.

Beim Handel mit Stahlblechen bzw. -tafeln wird die Stückzahl als theoretische Menge aus dem Liefergewicht ermittelt. Die zugrundeliegende Herausforderung bleibt prinzipiell die selbe. Die zu verwaltende Stück-Differenz bei der letzten Entnahme aus einem Paket kann aber in diesem Fall nur einen Auftrag zugeordnet werden. Dieser Auftrag wird damit mit der gesamten Paketdifferenz belastet. Wenn diese Differenz über eine Bestandskorrektur ausgeglichen wird, beleibt in dem Kundenauftrag der Nutzen unverändert und je Bestands-Paket kann die Über- bzw. Unterdeckung dokumentiert und dem Lieferanten zugeordnet werden.

Auf der Basis einer zeitnahen und korrekten Bestandsführung aller Mengeneinheiten kann der Einkauf besser disponieren. Dem Vertrieb steht der exakte Nutzen jedes einzelnen Auftrages für Gespräche mit Kunden zur Verfügung. Mit der Analyse und bei Bedarf einer veränderten Parametrisierung des Lagerverwaltungs-Systems kann unter Umständen der gesamte Geschäftsprozess, vom Einkauf bis zum Verkauf, optimiert werden.

Ich wünsche ihnen einen guten Inventurabschluss, auch im nächsten Jahr.

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